Coronavirus - Schweiz - Fast die Hälfte aller Corona-Todesfälle im Tessin in Altersheimen (24.04.2020)
BELLINZONA - Die Tessiner Altersheime sind aussergewöhnlich stark betroffen von der Cornavirus-Pandemie. 136 von 299 offiziell durch die Lungenkrankheit Covid-19 verursachte Todesfälle sind im Tessin in Altersheimen passiert, wie Kantonsarzt Giorgio Merlani am Freitag vor den Medien erklärte.
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Von den insgesamt 68 Institutionen im Kanton hätten 29 Häuser an Covid-19 erkrankte Bewohner beherbergt. Weshalb die Infektionsrate in den Altersheimen so hoch ist, war zunächst unklar. Dies gelte es nun herauszufinden, sagte der Tessiner Gesundheitsdirektor Raffaele De Rosa. Zu diesem Zweck untersuche das Büro des Kantonsarztes fünf Heime im Kanton genauer.
Merlani erklärte, dass man auf dem Höhepunkt der Pandemie erwogen habe, Altersheimbewohner umzusiedeln und in "Covid-Heimen" und "Nicht-Covid-Heimen" unterzubringen. Diese Idee habe man aber wieder verworfen, da der Virus jederzeit in einer der Institutionen neu auftauchen könne, erklärte Merlani. Innerhalb der betroffenen Heime seien jedoch Covid-Abteilungen eingerichtet worden, um die Kranken von den Gesunden zu trennen.
Merlani präsentierte noch weitere Zahlen: 441 aller Altersheimbewohner seien positiv getestet worden, 361 negativ. 29 Altersheimbewohner seien ins Spital transferiert worden. Auch einen Teil des Personals habe man testen lassen. Von den insgesamt knapp 5000 Personen seien 535 getestet worden, hielt Merlani fest. 163 von ihnen seien positiv getestet worden.
Wohnräume als Hauptübertragungsort
Auch für die Forschung sei das Coronavirus noch neu, fuhr Merlani fort. Allmählich zeige sich aber, dass die Wohnräume wohl als Hauptübertragungsort des Coronavirus fungierten. Deshalb sei der Entscheid, die Altersheime für Besucher zu schliessen, sicher richtig gewesen. Trotzdem sei für ihn der Tag, an dem er das Besuchsverbot verhängen musste, "einer der schlimmsten" seiner Laufbahn als Kantonsarzt gewesen, sagte Merlani. "Anders als das Spital ist das Altersheim ein Lebensort."
Auch Raffaele De Rosa betonte, dass gerade in den Altersheimen alle Schutzmassnahmen für die Bewohner einschneidend seien. "Auch das Tragen der Schutzmasken hat einen Einfluss auf das Wohlbefinden der Bewohner." Die Regierung habe diese schwierige Situation von Anfang an sehr ernst genommen, denn die ältere Bevölkerung verdiene "all unseren Respekt".
Quelle: SDA / Keystone - 24.04.2020, Copyrights Bilder: © 2020 Pixabay